Peißenberg – Eine Pause während ihrer Deutschlandtournee nutzten der russische
Liedermacher Michail Bronstein und die dagestanische Sängerin Elmira Kurbanova
für einen Abstecher in den Pfaffenwinkel. Unter anderem besuchten sie die
Wallfahrtskirche auf dem Hohen Peißenberg und das Bergwerksmuseum in
Peißenberg.
Bronstein interessieren die beiden
Orte ganz besonders, weil er selbst im Wallfahrtsort Tichvin,
200 Kilometer östlich von St. Petersburg, lebt. Diesen Ort, an dem eine
berühmte Ikone, die die Mutter Gottes zeigt, aufbewahrt wird, besuchen laut Bronstein täglich bis zu 1000 Gläubige der orthodoxen
Kirche. Außerdem wollte Bronstein sehen, wie in
Peißenberg Kohle gefördert wurde. Er hat nämlich zehn Jahre lange im
„nordöstlichsten Bergwerk Europas“, in Workuta,
gearbeitet. Bronstein im engen, düsteren und tropfnassenTiefstollen: „Da werden Jugenderinnerungen wach.“
Kurbanova zeigte sich mehr von den Bergmannsuniformen
beeindruckt. Sie ließ es sich nicht nehmen, sich zur Erinnerung mit der
Kopfbedeckung eines Beamten des Münchner Bergamtes fotografieren zu lassen.
Abdurachman Janusov
von der Zeitschrift „Dagestana Rakurso“
aus Machatschkala am Kaspischen Meer, der die beiden
auf der Tournee begleitet, war „begeistert von der realistischen Präsentation
der Arbeitsbedingungen im Bergwerk“ und den lebhaften Schilderungen von Lothar
Wagner, der die Gruppe durchs Museum führte. Janusov:
„Ich sehe richtig vor mir, wie die Bergleute hier gearbeitet haben.“
Bronstein zeigte sich überrascht,
welch moderne Technik im Peißenberger Bergwerk kurz vor der Schließung
eingesetzt wurde. Er selbst hat den staubigen und gefährlichen Beruf – im
Bergbau von Wokuta ließen durchnittlich
16 Bergleute pro Jahr ihr Leben – schon vor langem an den Nagel gehängt.
Heute ist er als freischaffender Autor, Übersetzer
und Liedermacher in ganz Russland bekannt. In Bayern traten die russischen
Sänger gestern im EineWeltHaus in München auf, wo sie
zeitkritische Lieder in Russisch, Ukrainisch und Esperanto sangen. Heute machen
sie in Nürnberg Station, bevor sie über Berlin nach Dresden weiterreisen.
Wagner, der acht Jahre als Hauer im
Peißenberger Bergwerk arbeitete, reist auch
gerne, vor allem die „nördlichen Länder“ haben es ihm angetan. In Alaska,
Skandinavien und China war schon, Russland und die Mongolei stehen noch an.
Neben der Landschaft und der Lebensweise der Menschen interessieren ihn „natürlich
auch die Bergwerke“. Wagner: „In Südafrika habe ich ein Goldbergwerk und eine
Diamantenmine besucht.“ In seiner Reiseplanung stehen jetzt Russland und die
Mongolei ganz oben auf der Liste. Natürlich will er auch wieder Bergwerke
besichtigen – vielleicht auch Workuta, das
nordöstlichste Bergwerk Europas. st